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einmal
so aussah, als wäre er es nicht wert, sich das Teraos Shikona zu
leihen, brachte er seinen Trainer dazu, ein Trommelfeuer an Anweisungen
zu bellen, während er kämpfte. Nach der etwa zehnten
Niederlage nahm ihn der Oyakata zur Seite und wies ihn an, das rechte
Bein nicht so weit vom Körper weg zu platzieren. Shikoroyama
zeigte die richtige Bewegung des Beins und wies seinen Deshi an, es
mehrmals zu üben, bevor er wieder an den Moshi-Ai teilnehmen
würde. Er setzte sich dann wieder hin, wandte sich an den
japanischen Zuschauer mit der Zeitung und bat mit Erfolg darum, sich
die Sumoseiten leihen zu dürfen. Im sicheren Wissen, dass Homasho
keine Anweisungen benötigen würde, wie er seinen Tsukebito
verprügeln könnte, sah Shikoroyama nach, ob die Presse
irgendwelche Tips hatte, wie Homasho am Tag zuvor Kokkai
überzeugender hätte schlagen können. Zu der Zeit waren, zwischen dem schweren Atmen und tiefen Keuchen, die beiden jüngsten Deshi von dem fliegenden Reissack ans Ende ihrer Kräfte gebracht worden und machten nur noch Shiko. Alle paar Minuten drehten sie sich unsicher zu ihrem Stallmeister, als erwarteten sie, dass er sie ermahnen wollte. Als er von seiner Zeitung aufsah, waren ihre Erwartungen grundlos. "Das war gut für heute. |
Zieht
Euch um", sagte er, während er sich rieb, worauf die Neulinge nach
ihren Handtüchern griffen und in die Umkleideräume huschten.
Zwanzig Minuten später zeigte ein Blick durch die Schiebetüren, dass sie damit beauftragt worden waren, die erste Mahlzeit des Morgens zuzubereiten. Dabei muss der Oyakata ordentliches Vertrauen in die Aufsichtsfähigkeiten des Stallkochs haben, einem gut gebauten Mittzwanziger, dessen weißes T-Shirt die Worte "Love and Peace" (Liebe und Frieden) schmückten. Ich bewunderte, wie scheinbar selbstverständlich Shikoroyama die Zubereitung seines Essen zwei Teenagern anvertraut hatte, die kaum einen Reissack fangen konnten. Auf der anderen Seite – auch wenn die Neulinge es vielleicht nicht gerne hören – könnten diese spontanen Kochkurse der größte Gefallen sein, den ihnen das Sumo jemals tut. Sollten sie dabei scheitern, in die Elite aufzusteigen, die regelmäßig in den bezahlten Rängen des Sumo ist, erwerben sie hier eine sehr nützliche Fähigkeit, die ihnen nach dem Sumo einmal den Lebensunterhalt sichern kann. Während die Neulinge debattieren, wer welche Zutaten schneiden soll, fragt man sich, wie sie ihre Situation im Moment wahrnehmen. Wie weit werden sie ihre ehrgeizigen Wünsche |
bringen? Wie sehr sehnen sie sich nach
dem Tag, an dem es ihnen nicht mehr verboten ist, die Übungen mit
voller Kraft mitzumachen? Mit wieviel Angst blicken sie auf die
Aussicht auf Spagate und Kampfabhärtung? Wie können sie
hoffen, es Homasho gleichzutun? Und, obwohl sie den Oyakata als eine
Autoritätsperson respektieren, wissen sie überhaupt, was
für ein berühmter Kämpfer er wirklich war? Von dem
Prestige, das kommt, wenn sie sagen und wissen, dass sie von ihm
trainiert wurden? Von der legendären Fukuzono-Familie, die
Traditionen weitergibt, die nun sie erben und weiterführen sollen? Als die Möchtegernstars von morgen in der Küche wuseln, leitet ein Star von heute das Morgengebet, das zehn Minuten Trainingsausklang folgt. In Abwesenheit seines Oyakata, der wieder in seine Räumlichkeiten zurückgegangen war, erhebt sich Homasho, verbeugt sich, klatscht in die Hände und presst die fleischigen Handflächen ein zweites Mal zusammen. Sein Tsukebito und die anderen Deshi folgen dem Beispiel. Man hofft, dass die sowohl für ihre eigenes Wohlergehen als auch besonders dafür beten, dass die beiden freundlichen Seelen im Küchendienst nicht zu mutlos werden im Verlauf des langen, harten Sumojahres 2007.
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