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S.O.S. (Shinjinrui on Sumo) von Chris Gould |
aufräumen muss, wenn er Anschuldigungen entkräften will, das Sumo ein "Sport von Robotern" ist. Persönlichkeitsprobleme? Der Mangel an Emotionen im Sumo ist weit verdrießlicher für die Shinjinrui als es für deren Eltern war. Während viele ältere Frauen in Sumotori Sexsymbole sehen, finden jüngere Frauen die schwabbelnden Sumo-Figuren eher abstoßend. Während Rikishi als leuchtende Vorbilder an Kraft für ältere Männer gelten, sind sie nur schwerfällige Athleten für die jüngeren Männer, die nach K-1 und Baseball verrückt sind. Unfähig, die Sumotori nach Sex-Appeal oder Tapferkeit zu bewerten und aufgereizt durch Medien, die mehr und mehr Prominente zeigen, bewerten Shinjinrui die Sumotori nach Persönlichkeit. Wie leicht vorherzusehen ist, finden sie wenig Inspiration in den kurzen, monotonen Antworten, die Rikishi in den Interviews nach ihren Kämpfen murmeln, und tatsächlich führen diese Ringer die meisten ihrer Kämpfe in emotionaler Leere. Sie finden es auch komisch, wenn Sumotori sich selbst bei einer seltenen Gelegenheit dabei ertappen, wenn die Leidenschaft sie überwältigen will, wenn sie nach einer Niederlage in sonderbarer Weise auf den Ringboden schlagen, oder wenn sie eine Siegesfaust andeuten. Offensichtlich wird der bei den Shinjinrui populärste Sumotori es nicht wegen seinem Sumo-Können, sondern wegen seiner extravaganten Dohyo-Persönlichkeit. Ironischerweise ist das aber gerade der Ringer, der am meisten an einen Roboter Weiter |
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Im
zweiten Teil dieser dreiteiligen Serie untersucht Chris Gould die
Schwierig-keiten, die junge Japaner mit Sumo-Persönlichkeiten
haben, und wertet aus, wie Sumo diesen Schwierigkeiten begegnen
könnte. Am 22. Januar 2006 überrumpelte der berühmte englische Fußballverein Manchester United seinen Erzrivalen Liverpool mit einem Tor in der letzten Minute. Der euphorische United-Verteidiger Gary Neville konnte sich kläglicherweise nicht beherrschen und feierte hochprovokativ vor den Fans von Liverpool. In einem Land, in dem die Fußballautoritäten in ständiger Angst vor Schlägereien im Publikum leben, wurden Nevilles Aktionen schwer missbilligt und er erhielt einen strengen Rüffel. Aber Nevilles ärgerliche Antwort auf diese Schelte zeigte den großen Drang der Fußballer und ihrer Anhänger, pure Emotionen herauszulassen. "Wollen die ein Spiel von Robotern?" wollte er von den Fußballautoritäten wissen. Nevilles Worte passen gut zum heutigen Sumo. Sie liegen auf den Lippen von Japans Shinjinrui, der neuen Generation von unter-30-Jährigen, wann immer sie über ihren "National"sport nachdenken. Shinjinrui gehen ungezwungen mit Neville-esquen Gefühlsausbrüchen um und identifizieren sich stark mit Fußballern, K-1-Athleten und Tarentos (Fernsehstars, a.d.Ü.), |
die
ihnen gefallen. Sie sind daher zutiefst gefrustet von Sumotori, die
seit je her ihre Emotionen unterdrücken sollen. Sie fühlen
sich um ihre Unterhaltung betrogen, wenn ein Ringer sich
entschließt, seinen adrenalinstoßverurachenden Sieg dadurch
zu feiern, dass er still in seine Ecke stapft, oder wenn sein Gegner
einen Niederlage einstecken muss, unglaublich höflich ist und
niemals die Entscheidung des Ringrichters hinterfragt. In den Augen der Shinjinrui verstärkt diese emotionale Zurückhaltung nur das Bild von Sumo als Sport, der hoffnungslos von der Welt entfernt ist, wie sie sie sehen. So traurig sich das auch anhört, junge Japaner sehen Sumo zum großen Teil als surreale (wenn nicht sogar albtraumhafte) Gemeinschaft, überfüllt von dummen, fetten Menschen, die gezwungen werden, einer überflüssigen Samurai-Tradition die Treue zu schwören, und denen es nicht erlaubt ist, Autos zu steuern, in "normaler" Kleidung auf die Straße zu gehen oder ohne die Erlaubnis ihres Trainers zu heiraten. Shinjinrui scheinen überzeugt davon, dass Top-Fußballer und Medienstars beneidet werden sollten, wohingegen Sumotori nur bemitleidet werden sollten. ("Die jüngeren müssen den älteren den Hintern putzen, nicht wahr?" fragte einmal einer.) Es sind diese Vorstellungen, mit den der Sumoverband (NSK) schnellstens |
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