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Sumofreunde
und –feinde einig sind. Sogar die sumohassenden Shinjinrui geben zu,
dass trotz der Schwierigkeiten, sich mit Sumo-Persönlichkeiten zu
identifizieren, sie gerne eine japanische Persönlichkeit sehen
würden, die den Status eines Yokozuna hat. Und das sollten sie auch. Als Engländer kann ich bestätigen, dass Nationen es nicht gerne sehen, wenn ihre sportlichen Repräsentanten vorgeführt und gedemütigt werden. Seitdem Verfall von Takanohana II im Jahr 2001 mussten die japanischen Sumotori und Zuschauer ständig diese Demütigung erleiden. Der Hawaiianer Musashimaru dominierte 2002, bevor der Mongole Asashoryu in nie dagewesene Höhen stieg und sieben Turniere in Folge sowie die meisten Kämpfe in einem Kalenderjahr (84 von 90) gewann. Da die japanischen Kämpfer nur mittelmäßigen Widerstand leisten, haben die Shinjinrui einen weiteren Grund gefunden, das Sumo mit Kommentaren wie denen des 24-jährigen Keisuke schlechtzureden: "Es ist jetzt langweilig. Es gibt keinen japanischen Yokozuna, und die Ozeki sind schlecht." Andere junge Männer, wie der 25-kjährige Kentaro, geben den Vorkommnissen einen überraschenden patriotischen Hintergrund: "Das ist in keinster Weise ein rassistischer Kommentar, aber es ist eine große Schande, dass unser traditioneller Sport, unser Nationalsport, keinen japanischen Yokozuna hat. Tief im Herzen fühlen wir die Pflicht, unseren Nationalsport zu beherrschen." Sumo-Journalistin Michiyo Ishida wiederholt unerbittlich, dass Sumo einen hier aufgewachsenen Held braucht, um den Sport über alle Altersgruppen hinweg zu beleben. "Bis Wakanohana und Takanohana zurücktraten (2000 und 2003), |
wurde
Sumo von sehr vielen Menschen in allen Altersgruppen verfolgt",schreibt
sie. "Heute haben wir keine Stars wie Taka und Waka, und die
Öffentlichkeit hat insgesamt das Interesse verloren." Im Januar
2006 verschaffte der japanische Ozeki Tochiazuma Ishidas Behauptungen
Gewicht, indem er wie ein Yokozuna kämpfte und viel mehr Menschen
in den Kokugikan strömten. Aber Ishidas Analyse wird von vielen
Shinjinrui in Frage gestellt, die darauf bestehen, dass die
Popularität von Sumo schon lange vor den Intai von Waka und Taka
nachließ. Die Analyse kann auch nicht den kurzen
Popularitätsaufschwung erklären, als ein nichtjapanischer
Kämpfer, Kotooshu, kurz davor war, im September 2005 das Yusho zu
gewinnen. Das Ergebnis ist (und besonders wenn man bedenkt, dass es keine realistische japanische Yokozuna-Hoffnung gibt), dass einige Beobachter schließen, man sollte nicht um einen neuen japanischen Yokozuna beten, sondern um Persönlichkeiten, die Exzellenz verkörpern. In den Worten von Fujimori: "Sumo ist ein Spektakel und das wichtigste daran ist, dass es sich um Kämpfer drehen sollte, die (da sie alle sehr stark sind) auch Persönlichkeit besitzen und charismatisch genug sind, um Zuschauer zu mobilisieren. Es ist nicht notwendigerweise so, dass die Kämpfer Yokozuna sein müssen, aber sie müssen Respekt einflößen und mit echter Intensität kämpfen." Sie ist weit davon entfernt, alleine zu sein mit dem Glauben, dass das heutige Sumo durch defensive Kämpfe zerstört wird, was sogar von überzeugten Änhängern als langweilig empfunden wird. Diese Ansicht setzt voraus, das die Rikishi durch Nachvornegehen und Angreifen Respekt einflößen, ohne Angst vor |
dem Ergebnis, und bringt den Fokus wieder auf die Themen, die in der letzten Shinjinrui-Folge behandelt wurden. Aggressive, furchtlose Persönlichkeiten auf dem Dohyo können nur durch härtestes mentales und physisches Training im Heya geformt werden, sagt Dr. Lyall Watson, der behauptet, dass: "Die Zukunft des Sumo hängt ganz von einer Rückkehr zum klassischen Sumo ab. Was man braucht, ist ein neues 'goldenes Zeitalter', mit Trainern und Kämpfern, die zurück zu den grundlegenden Prinzipien gehen, und Rikishi, die sich selbst dieser Kunst widmen." Zu einer Zeit, zu der Shinjinrui bedingunglos die Modernisierung des Sumo fordern, könnte eine stärkere Hinwendung zur Tradition riskant erscheinen. Wenn das Sumo diese Strategie verfolgt, würde es zwischen Vergangenheit und Modernisierungsinitiativen balancieren müssen. Zur Zeit leidet das Sumo unbestreitbar an einem tiefen Graben zwischen den eigenen Werten und denen der Shinjinrui. Nach einer blinden Verfolgung auseinandergehenden Pfade haben der NSK und die Shinjinrui gewaltige Unterschiede in ihrer Weltanschauung. Je länger beide darauf beharren, dass ihre Ansicht die einzige richtige ist, desto mehr steht Sumo auf verlorenem Posten. Nachdem wir nun kurz die psychologischen und emotionalen Mauern zwischen Shinjinrui und der Freude an Sumo untersucht haben, werden wir im letzten Teil dieser Trilogie die strukturellen Grenzen betrachten. Wir überdenken, ob Tickets zu teuer und zu schwer zu bekommen sind, ob Turniere in zu wenig Städten stattfinden, ob das Jungyo-System eine Reform benötigt und ob der NSK sich mehr mit dem Amateur-Sumo zusammentun sollte.
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