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aufgehört
und die Luft war schwer von der Feuchtigkeit. Die Zuschauer
fächerten sich Luft zu und die Rikishi litten deutlich in der
Hitze. Der Eifer im Training stieg unter seiner Aufsicht an, so wie es der Oyakata gestern gesagt hatte. Um 7:45 rief er Ushiomaru und Takamisakari zu sich – keiner von beiden war bisher im Ring gestanden – und sprach kurz mit ihnen. Ein großer schwarzer Geländewagen tauchte hinter dem Oyakata auf, er stieg ein und war weg. Die beiden Sekitori hatten nun das Kommando. Ushiomaru ging gegen 8:00 Uhr in den frisch gefegten Ring und zeigte beeindruckende Oshidashi und Tsukitaoshi. Der Rikishi, den er am öftesten rief – Kubota – verlor zehn Kämpfe hintereinander. Einmal musste Kubota einen Kopfstoß von Ushiomaru einstecken, bevor er zu Boden ging. Obwohl er sich ganz offensichtlich weh getan hatte, sich seine Stirn rieb und einen schmerzenden Nacken hatte, packte ihn Ushiomaru am Arm und zog ihn zurück in den Ring. Einer der ausländischen Zuschauer fragte sich laut, ob er in diesem Zustand weiterkämpfen sollte. Aber das war Sanban-Geiko (zwei Rikishi kämpfen immer wieder gegeneinander), er hatte also gar keine Wahl. Takamisakaris Morgentraining war nicht so erfolgreich wie Ushiomarus. Er wählte einen Rikishi von gleicher Statur aus – Takamifuji – gegen den er antreten wollte. Takamifuji schlug Takamisakari viermal hintereinander, nachdem Takamisakari den ersten |
Kampf
gewonnen hatte. Takamisakari knurrte laut und atmete schwer
während der ganzen Übung. Er verlor mehr als soppelt soviele
Kämpfe (12) wie er gewinnen konnte (5). Es stand zu der Zeit 1-6
im Nagoya Basho für ihn, und er hatte offensichtlich schlechte
Laune. Während des gesamten Morgen-Keiko sprach er mit niemandem
und verbrachte die meiste Zeit damit, alleine Shiko zu machen.
Viele der niederrangigen Rikishi waren schon lange verschwunden und als die Übungen sich dem Ende neigten, konnte ich zwei Dinge riechen: Chanko-Nabe, das in der Küche, die wir gestern sahen, kochte und die 13 Rikishi, die in der heißen, feuchten Morgenluft trainiert hatten. Die Übungen endeten um 8:32 und wir gingen zum Frühstück zu den Tatami-Matten neben der Küche. Auf drei langen Tische lagen Essstäbchen, es gab Wasser, Rührei (ähnlich Sushi-Tamago ohne Reis) und Bier. Der Nabe-Topf köchelte im hinteren Teil des Raums von einem Rikishi beobachtet vor sich hin. Unglücklicherweise wurde ich genau neben den Topf gesetzt. Zuerst machte mir das nichts aus, da ein großer Ventilator am anderen Ende des Raums war, der in unsere Richtung blies. Wir aßen unsere erste Portion Nabe – ein schweres Gericht mit Kohl, Würstchen und Tofu. Als der zweite Gang kam, bemerkte ich, dass es plötzlich viel heißer war. Zuerst schob ich den Temperaturanstieg dem Umstand zu, dass ich einen Teller heißes Nabe gegessen hatte, dann bemerkte ich, |
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dass
Takamisakari und Ushiomaru dazugekommen waren und an einem eigenen
Tisch mit einem Teshoku-Frühstück saßen, und der
Ventilator auf sie gerichtet worden war. Wir litten noch weitere 15
Minuten neben dem Nabe-Topf ohne irgendeine Kühlung, bevor die
Mitteilung die Runde machte, dass die beiden Sekitori bald ihr
Schläfchen halten würden und wir deshalb so schnell als
möglich unsere Fotos machen sollten. Ich verzichtete auf meine
vierte Portion Nabe und machte ein Foto von Ushiomaru und Takamisakari
zusammen. Als ich dem Fotografier-Durcheinander entkommen war, waren
die Esstische schon leergeräumt und die Menge von 30 bis 40 Leuten
beim Frühstück hatte sich aufgelöst. Obwohl der Oyakata schon lange weg war, konnte ich seinen positiven Einfluss auf die Szene um mich spüren, als ich das Morgentraining verließ. Die Rikishi im Azumazeki-Beya waren alle freundlich und wohlerzogen, und die Ausstrahlung der gesamten Szenerie war positiv. Verglichen mit anderen Heya-Besuchen, die ich in der Vergangenheit machen durfte, hatte ich mich sehr ungezwungen in der Gesellschaft von Jesse und seinen Schützlingen gefühlt. Wenn Azumazeki 65 wird und in seinen wohlverdienten Ruhestand geht, wird die Sumo-Welt einen echten Gentleman des Sport verlieren. Er änderte das Sumo zum Besseren und sein Beitrag wird nie vergessen werden.
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