Minanogawa Tozo (1903-1971) –
Der 34ste Yokozuna – Teil 2

von Joe Kuroda

In der letzten Ausgabe erzählten wir die Geschichte von Minanogawa von seiner Kindheit über seine frühen Ozumo-Jahre bis kurz vor seine bevorstehende Beförderung zum Yokozuna. Angeblich war Minanogawas Yokozuna-Rang ein erwiderter Gefallen zwischen seinem Oyakata und dem Oyakata des zuvor ernannten Yokozuna, Musashiyama. Im Ergebnis wurden alle Zeuge, wie in zwei aufeinanderfolgenden Basho zwei der schwächsten Yokozuna in der Geschichte des Sports ernannt wurden.

Zu der Zeit lag bereits eine weitere beindruckende Macht auf der Lauer, ein Mann, der später als der größte Yokozuna aller Zeiten bezeichnet werden sollte – Futabayama. Als Maegashira Ost 2 sollte er im Januar-Basho 1936 am fünften Tag auf Ozeki Minanogawa treffen, aber es war Minanogawa, der nervöser erschien – mit Recht, denn Futabayama nutze seinen unglaublich beweglichen Körperbau, drehte Minanogawa am Rand des Rings und warf ihn hinaus.

Wollen wir kurz auf die Ergebnisse der vier Yokozuna vor ihrer Yokozuna-Beförderung werfen.

Futabayama war ganz klar unbesiegbar und verdiente seine Beförderung. Die anderen drei hatten ähnliche Ergebnisse. Es gab aber einen Unterschied bei Tamanishiki – als er nach dem Oktober-Basho 1932 mit sieben Siegen und vier Niederlagen befördert wurde, hatte er schon zehn Ozeki-Basho. Mit Ausnahme seines letzten Basho verlor er nie mehr als drei Kämpfe, und er hatte an diesem Punkt fünf Yusho. Er war der, der das Ozumo alleine nach dem Shunjuen-Vorfall trug, indem er dem Kyokai treu blieb. Er wurde also in gewisser Weise endlich für seine Leistungen in der Vergangenheit belohnt.

Als Musashiyama nach dem Mai-Basho von 1935 befördert wurde, hatte er nur ein Yusho, und das war im Mai 1931, als er Komusubi war. Er wurde Yokozuna, nachdem er nur ein Yusho gewonnen hatte, und seine Regentschaft im höchsten Rang war nicht anderes als ein Desaster. Er setzte fünf von seinen acht Yokozuna-Basho aus und beendete zwei vorzeitig. Er hatte nur ein ganzes Basho, in dem er ein knappes 7-6 Kachi-koshi erreichte.

Futabayama gewann sein erstes Yusho im Mai 1936 und gewann noch zwölf weitere. Von Februar 1932 bis Februar 1936 gewann Tamanishiki fünf Yuhso, Minanogawa zwei und Musashiyama keines. Eine wirklich tragische Figur am Rande war Ozeki Shimizugawa, der nie zum Yokozuna befördert wurde, obwohl er drei Yusho gewann – er wurde eine Opfer der Tatsache, dass er zu keinem "großen" Stall gehörte.

Minanogawas erstes Yokozuna-Basho (er war dort ein "Ozeki-Yokozuna") endete mit einem unspektakulären 6-5, davon ein Sieg durch Nichtantreten. Einige dachten, er wäre vielleicht zu angespannt, da es sein erstes Basho als Yokozuna war, aber seine Unterstützer wussten, dass er an Stärke zulegen musste, da er nun schon 32 Jahre alt war, und so nötigten sie ihn, mit dem Radfahren anzufangen. Trotzdem Minanogawa noch nie auf einem Rad gesessen war, lernte er schnell und sagte, dass seine Schenkel stärker und seine Ausdauer besser wurden.

Einige von Minanogawas Unterstützern glaubten auch, dass er sesshaft werden und eine Familie gründen sollte. Zuerst weigerte sich Minanogawa, er hatte noch eine bittere Erinnerung an eine leichte Dame, von der er sich eine Geschlechtskrankheit zugezogen hatte. Als er Fräulein Kazue Yoshioka aus Kagawa vorgestellt wurde, beschloss er allerdings, dass er sie sofort heiraten würde. Sie lud soga Minanogawas Mutter ein, bei ihnen in ihrem neuen Heim zu wohnen, und so begann eine der wenigen glücklichen Zeiten seines Lebens. Sie sollte nicht sehr lange dauern.

Schon 1940 starb Minanogawas Mutter plötzlich, und er wurde depressiv. Als Yokozuna sollte er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, aber das Interesse der Nation war auch Futabayama gerichtet. Im Höchstfall sahen Sumofans in ihm einen wankelmütigen und wenig motivierten Yokozuna, während andere ihm viel schlimmeres nachsagten. Um ihn wieder auf Vordermann zu bringen, schlug ein Unterstützer vor, er solle nach Mitaka City im ländlichen Westen von Tokyo ziehen. Minanogawa war für diesen Umzug,aber er wollte nicht per Bahn pendeln, also kaufte er sich ein Auto. Und so wurde der allererste Rikishi, der mit dem Rad pendelte, der allererste Rikishi, der mit seinem eigenen Auto zum Kokugikan fuhr!

Im Mai-Basho von 1941 bekam Minanogawa Probleme mit dem Ischiasnerv und war bei 2-3 gezwungen, aus dem Turnier auszusteigen. Er war mittlerweile 36 Jahre und niemand erwartete mehr von ihm, bemerkenswerte Leistungen zu erzielen. Vielen dachten sogar, dass er solange durchgehalten hatte, war schon eine Leistung an sich. Er selbst dachte nun an Rücktritt.

Mit Futabayama als ihrem Yokozuna waren die Touren des Tatsunami-Ichimon immer ausverkauft, während der Dewanoumi-Clan nach jeder kleinen Möglichkeit griff, mehr Leute anzuziehen. Zu dieser Zeit war Maedayama ein vielverspechendes Talent und das Kyokai hoffte, dass er bald Minanogawas Platz übernehmen könnte. Aber Maedayama war noch nicht bereit, und so bat das Kyokai Minanogawa solange durchzuhalten, bis entweder Maedayama oder Akinoumi den höchsten Rang erklimmen könnte.

In gewisser Weise war Minanogawa noch gar nicht bereit, zurückzutreten, da es keine sofortige Möglichkeit gab, eine Toshiyori-Kabu zu erwerben, die ihm ermöglichen würde, beim Kyokai zu bleiben. Das Haus in Mitaka musste auch noch abbezahlt werden, und so konnte er es sich noch nicht leisten, einen Anteil zu kaufen. Sein Meister Sadogatake-Oyakata wollte, dass Minanogawa eines Tages den Stall übernimmt, aber hatte auch keine übriges Kabu oder Geld für seinen Schützling.

Als er sah, dass seine Aussichten nach dem aktiven Sumo kleiner wurden, nahm Minanogawa das Angebot eines seiner Untersützer an, Recht und Wirtschaft an der Waseda-Universität zu studieren. Die Öffentlichkeit fand das nicht besonders seltsam – man dachte schon immer, dass er etwas eigentümlich war.

Das Januar-Basho 1942 beendete Minanogawa – nun 38 – mit neun Siegen und sechs Niederlagen. Ozeki Akinoumi hatte ein 13-2 Ergebnis, bei dem er beide Yokozuna Futabayama und Futahaguro geschlagen hatte. Futahaguro wurde im vorangegangenen Basho zum Yokozuna befördert, aber er war Futabayamas jüngerer Stallgefährte, und so wurde Minanogawas Rücktritt wieder verschoben. Aber nun, als Akinoumi dem Yokozuna-Rang so nahe gekommen war, wurde Minanogawas Rücktritt endlich erlaubt.

Es blieb immer noch die Frage nach einer Toshiyori-Kabu. Glücklicherweise stellte Sadogatake-Oyakata auf einem Treffen des Direktoriums den Antrag, ein Ein-Generationen-Toshiyori-System ("Ichidai-Toshiyori") für zurückgetretene Yokozuna einzuführen, und so wurde Yokozuna Minanogawa zu Minanogawa-Oyakata.

Bald darauf war ein Direktorenposten im Kyokai frei und Dewanoumi-Oyakata benannte Minanogawa, da sein Aufenthalt an der Waseda-Universität ihn zu einem "gebildeten Menschen" machte. Er wurde schnell nominiert, aber bald bemerkte jeder, was für ein großer Fehler das war. Minanogawa war nicht mehr an Sumo-Aktivitäten interessiert und war glücklich damit, seinen Gemüsegarten zu pflegen.

Kurz darauf bot sich eine Gelegenheit, als Fitnesstrainer an einer Flugschule zu arbeiten. Minanogawa überlegte sich die Übernahme dieser Position nicht lange, trat von seinem Posten im Kyokai zurück und gab seine Toshiyori auf, die ihm und seiner Familie ein Leben lang Sicherheit gegeben hätte.

Das alles geschah kurz nach dem zweiten Weltkrieg, als jedermann ums Überleben kämpfte, während man noch den Traum von einem besseren Leben hatte. Eine landesweite Parlamentswahl zog viel Interesse und Aufregeung an, und der jetzt-Zivilist Tomojiro verfiel auch diesem Trubel. Er glaubte, dass seine Karriere als Yokozuna und seine Universitätsausbildung seine Chancen auf eine Wahl verstärken würden. Er führte seine Kampagne unter dem Voraussetzung, dass er Yokozuna war und deshalb nicht geschlagen werden könnte. In seinem Bezirk wurden zwölf Abgeordnete gewählt, aber es gab 134 Kandidaten, einige mit guten örtlichen und politischen Verbindungen. Als die Wahlergebnisse verkündet wurden, sah Tomojiro seinen Namen nicht in der Spalte der Sieger. Tatsächlich musste er sogar eine harte Niederlage einstecken, er wurde siebzigster. Trotz seiner Niederlage gab Tomojiro niemals auf und sehr zum Verdruss seiner Familie und Freunde stellte er sich erneut zur Wahl und verlor wieder übel. Er gab fast sein gesamtes Geld, das er vom Kyokai bekommen hatte, für die Kampagnen aus und musste seinen Grund und sein Haus bald verkaufen, da er schnell kein Geld mehr hatte. Er brauchte einen Job – irgendeinen Job.

Tomojiro gründete ein privates Detektivbüro. Er verfolgte meistens eigensinnige Ehemänner auf Geheiß ihrer Frauen. Er blieb nicht lange in diesem Beruf, da er einfach zu groß war und schnell erkannt wurde, wenn er sein Ziel verfolgte. Dann fand er durch einen Unterstützer eine andere Arbeit. Zuerst als Finanzberater und später als Versicherungsvertreter. Die Gewohnheit des ehemaligen Yokozuna, sich von Job zu Job zu hangeln, wirkte sich schlecht auf sein Familienleben aus, und schließlich verließ ihn seine Frau und nahm den gemeinsamen Sohn mit sich. Trotz dieses traumatischen Vorfalls wirkte Tomojiro nie beunruhigt und lebte sein Leben weiter als wäre nichts gewesen. "Nun, ich gab ihr alles was ich hatte. Ich habe keine Ahnung, wohin sie gegangen ist. Ich habe mein kleines Appartement. Nun kann ich leben, ohne mich um etwas kümmern zu müssen. Es ist großartig", sagte Tomojiro zu einem Bekannten.

Tomojiro wurde 1958 gebeten, in einem Hollywoodfilm aufzutreten, mit John Houston als Regisseur und John Wayne als Hauptdarsteller. Der Film hieß "The Barbarian and the Geisha" ("Der Barbar und die Geisha") und basierte wauf der wahren Geschichte des amerikanischen Diplomaten Townsend Harris und seiner Zeit in Japan in der 1850er und 1860er Jahren. Tomojiro erhielt eine kleine Rolle als Kopf der Yakuza-Bande und hatte mehrere Szenen mit John Wayne, der ihn stark beeindruckte. "Er war größer und schwerer als ich zu der Zeit und stark wie ein Stier. Er konnte zwei Flaschen Whiskey trinken, ohne etwas zu spüren", sagte Tomojiro einem Freund. Tomojiro hoffte, sich als Schauspieler zu etablieren zu können und erwartete ernsthalt, wegen weiteren "Haupt"rollen angerufen zu werden. Der Film war aber ein Riesenflop in der amerikanische und japanischen Filmindustrie, und jemand wie Tomojiro war "Dutzendware". Bald verschwand sein Name und die Erinnerung an ihn komplett aus dem Blick der Öffentlichkeit.

Während des Januar-Basho 1965 erschient ein Zeitungsartikel, in dem stand, dass Tomojiro in einem Altenheim ohn Einkommen lebte, nicht mal fähig, sich eine Schachtel Zigaretten zu leisten. Er verletzte sich seinen Rücken von ein paar Jahren und wurde ins Krankenhaus eingewiesen, während er als Verkäufer arbeitete. Da er nicht mehr arbeiten konnte und ohne andere Einnahmequellen war, wurde er in eine Einrichtung namens "Sunmail Showa" im Westen von Tokyo gebracht. Als ihn ein Reporter dort besuchte, teilte sich Tomojiro ein kleines halbprivates Zimmer. Er war 62 und seine einzigen Besitztümer waren sein Kulturbeutel und eine Teetasse. Fröhlich wie immer schien Tomojiro nicht über seine Zwangslage bestürzt zu sein. Seine einzigen Beschwerden waren das zu kleine Bett und der Mangel an Kleidung, die groß genug für ihn war.

Die führenden Köpfe des Kyokai fühlten sich verpflichtet, etwas zu tun, um die Nöte des ehemaligen Yokozuna zu lindern, und baten deshalb um Spenden von den Rikishi und Angestellten. Diese Nachricht wurde Tomojiro zugebracht, und seine Erwartungen stiege, da er vermutete, dass die Sekitori zu der Zeit mehr verdienten als während seiner eigenen Sumokarriere. Tomojiro begann, mit dem schnellen Glück zu planen. Er suchte sogar einen Immobilienmakler auf, da er dachte, er könnte ein ansehnliches Appartement mieten und sich vielleicht mit seiner Frau und seinem Sohn versöhnen. In diesen Tagen verdiente ein Angestellter im Durchschnitt 40.000 bis 50.000 Yen im Monat, aber Tomojiro dachte, er würde mindestens 1,3 Millionen Yen aus der Sammlung des Kyokai erhalten.

Als Tomojiro den Kyokai-Vorsitzenden Tokitsukaze, den ehemaligen Yokozuna Futabayama, traf, bekam er zwei Umschläge – den einen von den Rikishi und den anderen vom Vorsitzenden selbst. Er konnte es nicht erwarten, das Treffen wieder zu verlassen, um zu sehen, wie viel die Umschläge enthielen, also verabschiedete er sich schnell. In dem Umschlag der Rikishi fand er nur einen Bruchteil dessen, was er erwartete – 325.000 Yen. Im Umschlag des Vorsitzenden waren 100.000 Yen, vermutlich eine Spende aus seinem eigenen Geldbeutel. Tomojiro fühlte sich total abgelehnt und begann zu realisieren, dass sein Traum von der Wiedervereinigung mit seiner Familie nun genau das war – ein Traum. Er wusste, dass er es sich nicht einmal leisten konnte, ein kleines Appartement für eine längere Zeit zu mieten. Ihm brachten diese Spenden überhaupt nicht.

Als er in das Altenheim zurückkehrte, erzählte Tomojiro seinem Zimmergenossen, wie wenig er vom Kyokai erhalten hatte und dass ihn dieses Geld nicht länger interessierte. Sein Zimmergenosse schlug aber vor, das Geld beim Motorbootrennen einzusetzen. Der Zimmergenosse zockte so selbst. Tomojiro aber wusste, wenn der Mann erfolgreich gewettet hätte, wäre er nicht in der gleichen Zwickmühle wir Tomojiro, aber dachte sich dennoch: "Nun, ich erwartete nie, Geld zu bekommen. Es FIEL einfach vom Himmel, also warum riskiere ich es nicht?"

Hier handelte Tomojiro wieder ohne einen Gedanken an die Konsequenzen, da das Geld gut investiert ihm die Möglichkeit gegeben hätte, einige Monate, wenn nicht Jahre, beruhigt zu leben. Und so gingen Tomojiro und sein Zimmergenosse zum Bootsrennen. Seine erste Wette war auf ein "sicheres" Rennen, und Tomojiro verdoppelte schnell sein Geld. Sein Zimmergenosse überredete ihn dann, auf ein anderes sicheres Rennen später zu setzen, was ihn das hätte einbrungen können, was er sich vom Kyokai eigentlich erwartet hatte. Aber Tomojiro wurde gierig und dachte sogar daran, wieder bei einer Wahl zu kandidieren und ein neues Haus zu kaufen. Er entschloss sich, zu versuchen, acht Millionen Yen zu gewinnen, was bedeutete: Alles oder nichts.

Nun, Tomojiro und sein Zimmergenosse verloren alles. Fröhlich wie immer dachte er daran, dass er am Anfang nichts hatte, und so verdammte er nie sein Schicksal oder seinen Zimmergenossen.

Tokitsukaze-Oyakata, der Vorsitzende des Kyokai, starb am 16. Dezember 1968 im Alter von 56 Jahren. Tomojiro erfuhr durch einen Bekannten von dessen Tod und der geplanten Beerdigung durch das Kyokai am ersten Weihnachtsfeiertag. Tokitsukaze-Oyakata war immer gut zu ihm gewesen, und Tomojiro erinnerte sich an die Großzügigkeit des Oyakata und war immer noch voller Dankbarkeit dafür. Der Freund erklärte sich bereit, das Geld für den Beileidsbrief zu geben, und Tomojiro ging in einem abgetragenen und ausgebleichten Anzug, dem einzigen, den er besaß, zum Kokugikan. Ein Fotograf machte ein Bild von ihm, wie er mit Mühen an seinem Stock ging und nicht mehr an die ehemals robuste Person erinnerte.

Im Februar 1969 besuchte ein Mann Tomojiro im Altenheim. Er gab Tomojiro eine Visitenkarte - "Yonetaro Sakai, Eigentümer, Murayama Sai Wildvogel-Restaurant". Er war ein glühender Fan von Minanogawa gewesen und war bestürzt, ihn allein lebend und ohne einen Cent in einem Altenheim zu finden, ohne Familie oder Freunde. Er bat Tomojiro, in sein Restaurant in Musashimura, Tokyos westlichster und bergiger Region, kzu kommen. Tomojiro würde seine eigene Unterkunft und Essen, sowie einige Hausarbeiten bekommen, um sich ein kleines Gehalt zu verdienen. Er versprach Tomojiro Essen und Trinken und auch ein Zigaretten.

Durch die Großzügigkeit seines alten Fans konnte Tomojiro schließlich ohne Sorgen leben. Er bekam ein kleines Appartement wenige Gehminuten vom Restaurant entfernt. Jeden Tag stand er am Eingang, begrüßte die Gäste und kümmerte sich um ihre Garderobe. Keiner der Gäste kam je auf die Idee, dass er von einem ehemaligen Yokozuna bedient wird – für sie war er nur ein großer, einfacher, alter Mann. Obwohl Tomojiro immer heiter wirkte – ungeachtet der Nöte, die ihn befallen hatten – wirkte er dieses Mal wirklich glücklich.

Zwei Jahre später, am 20. Januar 1971, fand ein Bote, der zu Tomojiros Appartement kam, ihn über einen Tisch gefallen, auf dem das einzige Bild seiner Sumokarriere stand, das er je hatte – sein Kampf gegen Nayoriiwa. Tomojiro war 67 Jahre alt. Am nächsten Tag, als alle Zeitungen berichteten, dass der große Yokozuna Taiho am elften Tag des Januar-Basho 1971 gegen Kotozakura verloren hatte, gab es nur einen kleinen Artikel, der von Minanogawas Tod durch Schlaganfall berichtete.

Nur dreißig Menschen waren bei Minanogawas Beerdigung am Cho-En Ji Tempel in Musashimurayama City am 25. Januar 1971. "Obwohl Minanogawa ein ehrlicher Mann war, hatte er oft zu viel falschen Ehrgeiz. Er hatte kein Glück mit seinen Unternehmen und wurde leicht von anderen zu halbgaren Sachen überredet", sagte der ehemalige Sekiwake Tenryu zu Reportern, als er die Zeremonie verlies.

Minanogawa war ein freundlicher Riese ohne Killerinstinkt im Ring. Mit seinem großartigen Körperbau könnte er höchste Höhen erreicht haben. Es ist nur ehrlich zu sagen, dass er nie sein Potential ausschöpfte. Er war ein ziemlich launischer Rikishi, und wenn er gezwungen wurde, hart zu trainieren, war er mehr als tüchtig, aber die meiste Zeit war er einfach faul und hatte nie den Willen, hart zu trainieren. Er war immer begeistert, neue Unternehmen in Angriff zu nehmen und seine Träume zu verwirklichen, aber er wurde schnell gelangweilt und war nie in der Lage, die Anstrengungen auszuhalten. Er tanzte im Privatleben aus der Reihe und hatte nie Angst, Risiken einzugehen. Dass er seinen Vater so früh verloren hatte, könnte zu seiner Unfähigkeit, ein geregeltes Familienleben zu führen, beigetragen haben. Dadurch verlor er seine Frau und versöhnte sich nie mit seinem Sohn. In seinen letzten Tagen hatte er weder Familie noch Freunde. Nur ganz am Schluss, durch die Großzügigkeit eines Sumofans, konnte Minanogawa ein halbwegs normales Leben führen, aber er starb mittellos. Es war ein tragisches Ende für jemanden, der es auf den Gipfel des Sumo geschafft hatte.



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