Mark Kent von Mark Buckton Mark
Kents erstes Abenteuer im Mawashi liegt weniger als ein Jahr
zurück, aber nur Monate nachdem er mit dem Sport in Berührung
kam, repräsentierte er Großbritannien bei den Sumo World
Championships in Sakai City (bei Osaka). Während diesem Turnier
fiel er dem Chefredaktuer des SFM ins Auge – unglücklicherweise
aus den falschen Gründen – da er Japan ohne einen einzigen
Shiroboshi verließ.
Nachdem er in der Folgezeit SFM wegen eines Artikels über Sakai kontaktiert hatte, den (Chefred.) Mark Buckton geschrieben hatte, stimmte Mark (Kent) zu, sich mit Mark (Buckton) in Japan zusammenzusetzen, um einige Fragen zu seinem Sumo-Leben bisher zu beantworten, der Zukunft des Sports in GB und dem ständigen Streit um Amateure, die dem Geld hinterherjagen. MB: Wie kamst Du zum Amateur-Sumo? MK: Ich trat in einer lokalen Wrestlingshow der Dropkixx Wrestling Academy auf, als der Veranstalter auf mich zukam und mir sagte, dass jemand im Publikum wäre, der mit mir sprechen wollte. Es stellte sich heraus, dass er von einem Amateurringer-Club kam und vom britischen Sumoverband gefragt worden war, ob er jemanden kenne, der gerne Sumo betreiben würde. Er gab mir deren Nummer, und zwei Tage später fuhr ich 200 Kilometer nach Derby für meine erste Begegnung mit Sumo. MB: Was waren Deine ersten Eindrücke von diesem Sport? MK: Da ich schon viele andere Kontaktsportarten betrieben hatte, gefiel mir die körperliche Anstrengung des Trainings sehr gut, obwohl meine Beine am nächsten Morgen sehr schmerzten. Ich freute mich nicht besonders darauf, einen Mawashi zu tragen, aber es war nicht so schlimm oder unangenehm, wie ich gedacht hatte – trotzdem würde ich ihn nicht den ganzen Tag lang tragen wollen. MB: Hattest Du schon Sumo im Fernsehen oder live gesehen, bevor Du Dich entschlossen hast, es zu versuchen? MK: Ich sah Sumo auf Kanal 4 des britischen Fernsehens, und da fand ich auch heraus, wie viel Technik dahintersteckt; es sind nicht einfach zwei große Typen, die sich herumschubsen. Mein Lieblingsrikishi war Chiyonofuji. Sein Körperbau war allen überlegen, und meiner Meinung nach war er eine Klasse für sich. MB: Wie ist Sumo im Vergleich zu anderen Sportarten, die Du versucht hast? MK: Beim Fußball, Rugby, Football, Boxen, Kraftsport und Wrestling hat man normalerweise Zeit, einen begangenen Fehler wieder aufzuholen, aber im Sumo hat man dieses Glück nicht, da ein Fehler üblicherweise zur Folge hat, dass der andere gewinnt – etwas, das ich in Japan auf meine Kosten erfahren durfte. Ich denke, dass Judo in der Hinsicht dem Sumo am nächsten kommt, aber hier kann man sich zumindest noch auf den Boden fallen lassen, um einem Wurf zu entgehen. MB: Was dachten Deine Familie und Freunde, als Du einen Mawashi anzogst und mit einer traditionellen japansichen Sportart anfingst? MK: Die meisten Leute, die mich kennen, wissen, wie ernst ich Sport nehme, also wussten sie, dass ich es nicht um des Gelächter willens tat. Natürlich bekam ich die üblichen Sprüche über das Tragen von "Windeln", aber das ist vermutlich der britische Humor. Meine Frau hat mich sehr unterstützt, und als ich gebeten wurde, in gerade mal drei Wochen nach Japan zu reisen, sagte sie, dass ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen dürfe. MB: Du warst im Oktober 2006 in Japan, um an den Sumo World Championships in Sakai bei Osaka teilzunehmen – kannst Du etwas über Deine Gefühle während dieser Zeit sagen? MK: Als ich aus dem Fenster sah, als wir Japan überflogen, sah die Landschaft so zerklüftet aus, dass sie fast ungastlich wirkte, und als wir landeten, sah der Flughafen so steril aus und das Personal war sehr effizient. Ich weiß nicht, ob es der lange Flug war oder einfach der Wechsel der Umgebung, aber ich begann zu denken, dass ich das Falsche getan hatte. Der erste Tag war ziemlich verschwommen; Jetlag ist etwas furchtbares. Beim ersten Training fühlte ich mich miserabel – es war früh am Morgen, draußen und auf einem ECHTEN Dohyo. Deshalb, verbunden mit sehr wenig Schlaf in den letzten 48 Stunden, wollte ich einfach nur nach Hause. Am nächsten Tag war ich aber wacher, ich machte Bekanntschaft mit Japan und war von den Socken. Der Park, in dem der Dohyo war, sah im Morgenlicht atemberaubend aus, und das Training lief fabelhaft. Als ich später ins Hotel zurückging, bemerkte ich, wie ordentlich und sauber die Straßen gehalten wurden, obwohl ich zugeben muss, dass ich enttäuscht war, wie verwestlicht alles war; ich denke, ich hatte es "östlicher" erwartet. Leider hatte ich keine Möglichkeit, irgendwohin außerhalb der Stadt zu reisen, und so bekam ich nie das Japan zu sehen, das ich sehen wollte. Was die Bevölkerung angeht – die Leute in Japan waren wundervoll – höflich, respektvoll und freundlich, aber allem voran – geduldig. Da ich kein Wort japanisch sprechen kann, brauchte ich einige Zeit, bis ich mich verständlich machen konnte. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, das ein fremder Besucher in England genauso behandelt wird. Auf einem echten Dohyo zu trainieren war in jeder Hinsicht wunderbar, außer einer – ein paar Stunden am Tag auf Sand herumzurutschen hatte einen Großteil der Haut an meinen Zehen heruntergerissen, aber was ist schon ein bißchen Schmerz, wenn man Spaß hat. Am Tag des Turniers hatte ich gebebt und konnte er kaum erwarten, in den Ring zu steigen. Als es an der Zeit war, ging ich zum Trainingsring, um mich vorzubereiten; dann wurde ich gerufen und ich ging in die Hauptarena. Ich musste ein bißchen warten und fand es schwer, konzentriert zu bleiben, aber nachdem mein Kampf startete, hatte ich das Gefühl, dass ich mich ganz gut schlug, indem ich meinen Gegner an die Tawara drückte und, meiner Meinung nach, die Kontrolle hatte. Dann begann meine Hand an seinen Hals zu rutschen, und meine natürliche Reaktion war, meinen Arm wegzuziehen. Er profitierte schnell von dieser Bewegung und war sofort unter diesem Arm und benutzte ihn, um mich auszuhebeln. So endete mein Titelkampf. Als ich hörte, dass er der südamerikanische Meister ist, fühlte ich mich ein bißchen besser, aber nicht viel. Alles in allem genoss ich die Erfahrung, obwohl ich meine Frau und Kinder vermisste. MB: Wohin siehst Du Dich selbst im Amateur-Sumo gehen? Ist es von Deiner Seite eine langfristige Verpflichtung? MK: Ich begann mit dem Sumo erst im März 2006 und lebe etwa 200 Kilometer von den Trainingsräumen des Verbandes entfernt, ich kann nicht einfach dorthin gehen. Mein Sohn spielt im Winter Fußball und meine Tochter macht im Sommer Leichtathletik, also sind die meisten Wochenenden belegt. Zwischen meinem Start und der Einladung, nach Japan zu gehen, hatte ich nur an vier oder fünf Trainings teilgenommen. Aus diesem Grunde sehe ich mich nicht wirklich, außer ich kann mehr trainieren, irgendein größeres Turnier gewinnen, aber das wird mich nicht davon abhalten, es zu versuchen. MB: Willst Du an den nächsten World Championships (2007) in der Schweiz oder einem anderen europäischen Turnier teilnehmen? MK: Ich würde in diesem Jahr gerne sowohl an den European (in Ungarn, a.d.R.) als auch den World Championships (in der Schweiz, a.d.R.) teilnehmen, wenn ich genug Eindruck hinterlassen kann, um als Repräsentant Großbritanniens ausgewählt zu werden. MB: Welchen Trainingsplan hast Du? MK: Das meiste meines Trainings (wenn ich dazu komme) ist aus dem Wrestling, da ich hier als ein sehr starker Wrestler bekannt bin. Einige der Wrestler, die ich kenne, unterstützen mich mit Sumo-Übungen, was hilft, trozdem bin ich bisher eigentlich immer mit dem Allround-Training zurechtgekommen. Aber die meiste Zeit bin ich das Taxi für meine Kinder. MB: Glaubst Du, dass Sumo einen Siegeszug durch Großbritannien starten könnte? MK: Ich persönlich glaube nicht, dass GB offen genug für Sumo ist. Sie sehen immer noch die "fetten Typen" als Spaß- und Lästerobjekt, unfähig, hinter den Vorhang zu blicken und die Fähigkeiten, das Körpergefühl, die Kraft und Beweglichkeit eines Sumo-Ringers zu erkennen. Ich fürchte, es wäre nur eine Neuheit. Ich hoffe aber, dass ich falsch liege. MB: Einige Leute in Japan gehen noch weiter und fordern, dass Amateur-Sumo Teil der Olympischen Spiele wird. Ist das Deiner Meinung nach eine sinnvolle Option oder nur Träumerei? MK: Vor einem Jahr hätte ich gesagt, dass es kein globaler Sport ist. Wenn ich auf die letzten zehn Monate zurückblicke und sehe, wie viele Länder im Sumo sind, würde ich sagen: "Warum nicht?" Ich denke schon immer, dass die Olympischen Spiele nur aus Einzel- und keinen Mannschaftsportarten bestehen sollten, also passt Sumo meiner Meinung nach ganz gut dazu. MB: In den letzten Jahren gab es in der ISF (International Sumo Federation) Zerwürfnisse wegen Amateur-Rikishi, die mit dem Sumo Geld machen. (Die ISF ist dagegen, während leitende Offizielle des europäischen Verbandes ESU der Jagd nach Geld aufgeschlossener gegenüberstehen.) Wo stehst Du in dieser Debatte, denen, die nie eine Chance auf einen Auftritt im professionellen Sumo haben, zu erlauben, ein paar Dollars/Pfund/Yen aus dem Sport herauszuholen? MK: Wie bei den meisten Sportarten heutzutage spielt Geld eine wichtige Rolle. Niemand will an einem Sport nur um des Wettkampfes willen teilnehmen. Was ich damit sagen will: Wenn mir jemand Geld dafür gäbe, etwas zu tun, das ich liebe, warum sollte ich ihn davon abhalten? Aber ehrlich, wenn jemand in irgendeinem Sport Profi wird, dann finde ich das in Ordnung, solange er nicht nur die Vorteile beider Welten haben will und erwartet, an einem Tag als Profi und am nächsten als Amateur antreten zu dürfen. MB: Wenn Du Dich ein paar Jahre jünger machen könntest, würdest Du gerne ins Profi-Lager einsteigen, jetzt, wo Du alles das über den Sport weißt, was Du weißt? MK: Das ist eine leichte Frage für mich – OH JA! Als ich vor Jahren Sumo im Fernsehen sah, träumte ich davon, mit ihnen dort oben zu stehen und der erste englische Großmeister zu sein. Wenn jemand da draußen eine Zeitmaschine hat, bitte melden. Sumo Fan Magazine Home |
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