Francois Wahl – Präsident des
Sumoverbandes des Schweiz

von Mark Buckton


Vor dem plötzlichen und sehr ernsten Hintergrund, dass die Sumo World Championships 2007, die in der Schweiz stattfinden werden, mit nur wenig oder gar keiner TV-Berichterstattung und folglich wenig (falls überhaupt) Sponsoreninteresse zu kämpfen haben, nachdem die in Tokyo beheimatete International Sumo Federation (ISF) den Termin verlegt hatte, stimmte Herr Francois Wahl, Präsident des Sumoverbandes des Schweiz zu, mit dem SFM über Meilen und Kontinente hinweg ein Gespräch zu führen.

MB: Francois, bitte erklären Sie doch den SFM-Lesern die Gründe für den kürzlichen Verlust der TV-Berichterstattung, die für die Veranstaltung in Lausanne geplant war.

FW: Das war wegen einer Änderung des Termins (MB: zu dem die Veranstaltung hätte stattfinden sollen) wegen einer Veranstaltung in Japan, wie ich hörte.

MB: Wie kam das bei den Sponsoren an, die Werbung schalten wollten?

FW: Wir verloren alle, die Werbung machen wollten, aber nicht nur "am Boden"/im Stadion. Es wird etwas Berichterstattung im Fernsehen geben, aber wir nennen das "Nachrichten" – weniger als drei Minuten. Das Fernsehen zahlt dafür nichts. Was wir eigentlich geplant hatten, war ein 51-minütiger Bericht, der – für die Sponsoren – einen erheblichen Unterschied machen würde. Wenn wir nun noch Sponsoren finden, die groß genug sind, könnten wir die Produktionskosten zahlen und die Weltmeisterschaften auf anderen Kanälen übertragen, aber so...

MB: Gibt es gute Neuigkeiten am Werbungshimmel?

FW: Nun... Hoffnungen.

MB: Wird die ISF auf diesem Gebiet Unterstützung leisten?

FW: Sie versuchen es... Vielleicht auch durch das SFM – vielleicht liest das hier jemand und wird in Betracht ziehen, sich im Amateursumo zu engagieren.

MB: Nachdem das in der Schweiz beheimatete Internationale Olympische Komitee voraussichtlich dazu eingeladen wird, die Weltmeisterschaft im November zu besuchen, wie denken Sie wird der Mangel an Öffentlichkeit und Werbung auf die Leute wirken, die über den heiligen Gral des Amateursumo, die Teilnahme an den olympischen Spielen, entscheiden werden?

FW: Das wird ziemlich ärgerlich sein, aber es ist im Moment noch schwer, die Auswirkungen zu beurteilen. Mehrere afrikanische Länder mit wenig Chancen im Eislaufen oder beim Reitsport hätte Sumo gerne dabei. Da es unglücklicherweise nur sehr wenig Hoffnung auf die Ernennung des Evala-Ringen aus Togo zum olympische Sport gibt, dieses aber wie Sumo ist, werden sie möglicherweise dafür stimmen.

MB: Wenn man auf die Weltmeisterschaften 2006 in Osaka zurückblickt, die – wie wir alle wissen – nicht so glatt abliefen, wie es möglich gewesen wären (wegen Sperren1, die gegen einige europäische Amateursumotori ausgesprochen wurden, die an einer profitorientierten US-Veranstaltung teilnehmen wollten). Glauben Sie, dass diese Probleme auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2007 ungelöst bleiben?

FW: Einige der Athleten, die an der US-Tour teilnahmen, durften dem Amateursumo wieder beitreten und in Osaka starten, andere aber nicht. Die Situation sieht etwas verfahren aus, aber das wirkliche Problem dabei ist, dass ich einfach nicht weiß, wie viele Zimmer ich buchen muss!

MB: Wie ich gehört habe, gibt es bisher noch keine Aussage zur Länge oder überhaupt zur Gültigkeit der Sperren, die die ISF vor den Weltmeisterschaften 2006 verhängt hat. Können Sie das bestätigen?

FW: Ich persönlich habe zu Länge der Sperren noch nichts erfahren, und so wie ich das sehe, gibt es kein System für eine Berufung.

MB: Wird die Tatsache, dass die Weltmeisterschaften 2007 in Europa stattfinden, eine Rolle spielen, was die Sperre angeht? Gibt es eine Chance auf Milde? Wäre das gerechtfertigt?

FW: Ich bin mit diesen Dingen nicht wirklich vertraut. Es könnte etwas passieren, da es die Zahl der Athleten betrifft. Ich denke, für eine lebenslage Sperre muss das Vergehen ein wirklich ernstes gewesen sein, denn bei Doping würde zum Beispiel ein Radfahrer eine Sperre von sechs Monaten bis zwei Jahren mit der Möglichkeit zur Berufung erhalten.

MB: Sehen Sie in der Terminverlegung mehr als nur ein Problem mit einem vollen Terminkalender – vielleicht ein politisches Tauziehen?

FW: Ich denke, die Verlegung war wegen einer größeren Veranstaltung in Japan2. Ich weiß nicht, welche, aber es muss einen guten Grund geben. Ich vertraue der ISF und daher fragte ich nicht nach, was genau mit den Weltmeisterschaften (zeitlich) zusammenfiel.

MB: Als Nebenproblem zwischen ESU und ISF wird im WWW immer wieder der Name eines hochrangigen ESU-Offiziellen offen genannt, wenn man über das Amateursumo heute spricht. Glauben Sie persönlich unter diesem Gesichtspunkt, dass die menschlichen Probleme auf höchster Ebene die Normalisierung und Verbesserung der Beziehungen zwischen ESU und ISF behindern?

FW: Wenn Sie mir nicht sagen, welchen Offiziellen Sie genau meinen, kann ich Ihnen dazu nichts sagen. Die ISF hat eine Regel verabschiedet, wonach jeder Kontinentalpräsident automatisch Vizepräsident der ISF ist, also sollten sie das (Problem) auf dieser Ebene lösen.

MB: Wohin sehen Sie die ESU in den nächsten Jahren gehen, Francois? Wird die ESU immer Teil der ISF sein, oder deutet sich vielleicht sogar schon eine Trennung an?

FW: Es gibt die Möglichkeit einer Trennung, aber die kommt nicht von der ESU. Der ESU-Präsident hält seine Leute auf Linie. Ich würde aber sagen, dass es, wenn es passiert, nicht wegen der aktuellen Situation ist. Man muss nur die Geschichte des Judo, Karate, Aikido, Jiujitsu betrachten... In einigen Ländern gibt es drei verschiedene Karate-Organisationen. Alles hängt davon ab, wie die ISF mit der Situation umgeht, in der wir uns gerade befinden.

MB: Zum Schluss, Francois, wenn wir schon bei der Politik der ESU sind, es ist so, dass sich mindestens ein ESU-Mitglied bekannt gab, unglücklich darüber zu sein, etwas bezahlen zu müssen, dass sie hinter vorgehaltener Hand als erpresserische ESU-Beitrittsgebühren bezeichnen. Wie man hört, wäre diese Nation die erste, die diese Gebühren zahlen müsste, die sie zusammen mit einer angeblich "neuen Anforderung", die Kosten des Fluges zu übernehmen und einen ESU-Offiziellen zu bestimmen, der ihre Anmeldung bestätigt, unter erheblichen finanziellen Druck setzen würde. Können Sie bestätigen oder veneinen, dass ein solche System eingeführt wurde und ob die ESU versucht, finanziell unabhängiger vom Dachverband in Tokyo zu werden?

FW: Das kann ich leichter beantworten, da ich der Schatzmeister der ESU bin. Ja, die ESU versucht immer, finanziell unabhängig zu sein, aber ohne einen größeren Sponsor ist das nicht einfach.

Was das Land angeht (auf das Sie Sich beziehen), wenn Sie mir nicht sagen, welches Sie meinen, ist es schwer, einen Kommentar dazu abzugeben, aber was ich sagen kann ist, dass es keine besondere Zahlung gibt, um der ESU beitreten zu können. Wenn der Jahresbeitrag zweimal hintereinander nicht gezahlt wird, muss man eine Gebühr für einen erneuten Beitritt bezahlen, aber das ist nicht der Fall, wenn man (neu) beitritt – man bezahlt einfach den Jahresbeitrag.

Überprüfungsgebühren werden nur fällig, wenn ein Land eine europäische Meisterschaft oder eine Veranstaltung mit Meisterschaftspunkten ausrichten will. Dann schickt die ESU auf Kosten des Veranstalters (üblicherweise mit dem billigsten Flugticket) einen Repräsentanten, der sicherstellen soll, dass alles vorbereitet ist.



1 Sperren, die die Teilnahme des Generalsekretärs der European Sumo Union ESU (Interview hier – link please Olivia) sowie einiger prominenter Athleten an den offiziellen Veranstaltungen in Osaka verhinderten

2 Die ISF wurde um eine Stellungnahme gebeten, hatte aber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht geantwortet.




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