Amateur-Ecke #5
Nichidais Vorherrschaft

von Howard Gilbert

Der Einsendeschluss der letzten Amateur-Ecke war genau bevor die All Japan Sumo Championships im Dezember stattfanden. Ich schrieb also über Makushita Tsukedashi und wie eine Handvoll japanischer Amateurathleten jedes Jahr diesen Status und eine automatische Einsortierung in der oberen Makushita erlangt (äquivalent zu Makushita 15). Im Dezember-Turnier, das prestigeträchtigste im japanischen Amateursumo-Kalender, gewann Takayuki Ichihara (einer der Favoriten) den Titel des Amateur Yokozuna 2006.

Ichiharas Sieg war eine Premiere im Amateursumo seit der Verschärfung des Makushita Tsukedashi-Status im Jahr 2001. Wie wir alle wissen, ist dem Sieger eines von vier bestimmten Turnieren ein Jahr lang die Aufnahme in die Makushita garantiert; seit 2001 hatte aber niemand die All Japan Sumo Championships und zusätzlich ein weiteres Turnier gewonnen. Ichihara war der erste Athlet, der dies schaffte, und erhielt einen Extravorteil als Makushita 10. So hatte er eine noch besser Chance, nach nur einem Basho Sekitori zu werden; aber um die Juryo zu erreichen, hätte er ein exzellentes 6-1 oder 7-0 gebraucht, doch er endete mit zwei Niederlagen in sieben Kämpfen.

Diese Ausgabe handelt nicht von Ichihara, seinem ersten Basho oder sogar der Wahrscheinlichkeit, dass er Sekitori wird. Sondern ich werde seine Alma Mater, Nihon University (Nichidai) betrachten, und wie sie eine Wiege für Spitzenklasse-Athleten und mehr als annehmbare Ozumo-Rikishi wurde. In der Tat hat der universitätseigene Sumoclub ein so glückliches Händchen bei der Produktion von Top-Athleten, ist die Universität so dominant, und sind ihre Absolventen so erfolgreich, dass wir sie vielleicht als inoffizielles Heya sehen sollten.

Die Nihon University räumt regelmäßig in den größeren jährlichen Amateursumo-Turnieren ab, sowohl in der Einzel- als auch in der Teamwertung; so hat Nichidai z.B. die letzten drei Jahre die Teamwertung bei den All Japan University Championships gewonnen, und die Teammitglieder gewannen den Einzeltitel in den letzten beiden Jahren. 2006 stellte Nichidai sieben der 16 Achtelfinalisten im Einzel der University Championships. Auch die beiden letzten Amateur Yokozuna, die Gewinner der All Japan Sumo Championships, Yoshida und Ichihara, kamen von Nichidai.

Der große Planer hinter dem Erfolg von Nichidai ist seit 1983 der Manager des Sumoclubs, Hidetoshi Tanaka. Herr Tanaka ist sehr bekannt in Amateursumokreisen, nicht nur als Vorsitzender des Nichidai-Clubs. Er ist seit mehr als vierzig Jahren als Trainer und Manager an der Universität tätig, und davor war er einer ihrer Starathleten. Er war Student Yokozuna in seinem dritten Jahr am College und ein Kommilitone von Wajima, dem späteren 54. Yokozuna. Nachdem er seine Studien an der Nichidai abgeschlossen hatte, übernahm er eine Stelle als Mitarbeiter in der Lehre und begann, den Sumoclub zu trainieren. Während dieser Zeit war er noch selbst als Amateur aktiv und gewann den Titel des Amateur Yokozuna dreimal: 1969, 1970 und 1974. Er trat schließlich 1980 mit ganzen 34 errungenen Titeln als Athlet zurück.

Offenbar war das Sumoprogamm an der Nichidai schon stark genug, um Athleten wie Tanaka und Wajima während ihrer Jahre am College hervorzubringen; aber das Vermächtnis von Nichidai unter Herrn Tanakas Leitung ist die Zahl der Rikishi, die hervorgebracht wurden. Um die momentane Stärke von Nichidai festzustellen, müssen wir vielleicht nur sehen, dass zur Zeit 21 Rikishi dieser Hochschule auf der Banzuke stehen. Sieben von ihnen sind gerade Sekitori, unter ihnen so bekannte Namen wie Kotomitsuki, Futeno, Kaiho und Takamisakari. Weitere fünf, einer davon ist Takahama (Hamanishiki), haben Erfahrung in der Juryo oder darüber. Zusätzlich ist das Trio Sakaizawa, Shimoda und Ichihara, die Altersgenossen an der Nichidai waren, in der oberen Makushita und sie alle werden als zukünftige Sekitori gehandelt. Ein solch hoher Anteil der Nichidai-Absolventen an den Sekitori im professionellen Sumo zeigt, dass die Schule die zukünftigen Rikishi sehr gut trainiert.

Vielleicht noch imposanter ist, dass auch zehn der heutigen Oyakata an der Nichidai waren. Diese Oyakata waren mit dafür verantwortlich, dass die talentierte Nichidai-Dynastie im Ozumo fortgeführt wird. Die Ställe Oitekaze, Kise, Irumagawa, Hanaregoma und Onoe wurden von Männern der Nichidai gegründet (Daishoyama, Higonoumi, Tochitsukasa, Kaiketsu – der aus dem Judo-Club und nicht dem Sumo-Club der Nichidai kommt – und Hamanoshima) und ziehen im Ozumo die nächste Generation aus dieser Schule auf. Neben den Oyakata gibt es andere ehemalige Sekitori, die noch in irgendeiner Weise im Sumo involviert sind. Mainoumi ist heute Fernsehstar und Sumokommentator und der entehrte ehemalige Yokozuna Wajima steht Rikishi und Amateurathleten mit Rat und Tat zur Seite.

Der Trainingsgedanke bei Nichidai beinhaltet auch das Amateursumo. Dewataira, ein Star des College-Sumo und ehemaliger Juryo-Rikishi, ist nun einer der Trainer an der Nichidai, und an Hochschulen und Clubs im ganzen Land geben eine Menge ehemaliger Nichidai-Männer Unterricht. Kürzlich wurde Satomi Ishigaya, Weltmeisterin im Frauensumo, Teil der Nichidai-Trainerriege, trainiert dort aber auch noch selbst weiter, um an nationalen und internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Mit ihrer Erfahrung und ihren Erkenntnissen leitet sie die nächste Generation der weiblichen Athletinnen an der Universität.

Was ist das Geheimnis des Erfolgs der Universität? Ein entscheidender Vorteil ist, dass es eine Privatuniversität ist, die ihre Sportprogramme finanziell unterstützen kann und das Geld vielleicht dazu verwenden kann, Stipendien für die besten Schüler anzubieten; aber alle starken Sumo-Universitäten sind in dieser Situation. Sicher lockt der Erfolg der Nichidai-Athleten im Amateursumo weitere Top-Athleten in den Sumoclub, aber die große Mitgliederzahl des Clubs bedeutet auch, dass es nur wenige ins Hauptteam schaffen oder nationalen Ruhm erreichen. In der Tat wären die Chancen, ins erste Team zu kommen, an einer anderen Universität mit weniger Sumoclub-Mitglieder höher.

Erfolg bringt Erfolg hervor, und der Reiz, Nichidai und das Prestige des Sumoclubs zu erleben, zieht sicher eine Menge interessierte zahlender Studenten an; aber das unbarmherzige Training, der Wettkampf innerhalb des Clubs um die Plätze und die geschickte Anleitung von sachkundigen und erfahrenen Trainern macht die schon sehr fähigen Nichidai-Rekruten zu außergewöhnlichen Sumo-Athleten. Ein solcher Erfolg und die starken grundlegenden Sumo-Erfahrungen helfen dann, die Spitzenmänner des Clubs auf einen Wechsel ins Ozumo vorzubereiten, so sie das denn wollen.




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